Offenbar wegen der häufigen stilistischen Fehler in den Artikeln des TV-Fanmagazins (Nachtrag: die Kommentatoren weisen darauf hin, dass es sich um ein kommerzielles Unternehmen handelt) Quotenmeter.de hat Journalist Stefan Niggemeier jetzt öffentlich das Projekt angegriffen und auf seinem privaten Weblog der Lächerlichkeit preisgegeben; oder zumindest sein Blog für einen solchen Angriff bereitgestellt (unter dem Artikel steht die kryptische Botschaft „von und für Michael) Als Beweis für die mangelnde Qualität des Angebots führt Niggemeier zwei „Stilanalysen“ (1,2) des deutschen Drehbuchautors Torsten Dewi an, die dieser auf seinem Blog „Wortvogel“ veröffentlicht hatte. Eifrig werden sie von den üblichen Jubelpersern in den Kommentaren um weitere Beispiele ergänzt.

Die Kritik an Quotenmeter verstehe ich. Im Vergleich zu Serienjunkies.de ist die Berichterstattung über US-TV, die ich bei beiden Zines verfolge, schlechter. Allerdings gibt es nicht wirklich viele Seiten im deutschen Netz, die zumindest semiprofessionell überhaupt die relevanten Meldungen und Quoten aus dem US-Markt zusammenfassen.

Insofern finde ich es, trotz der sicherlich auch berechtigten Kritik, überhaupt gut, dass es Quotenmeter gibt. Und zumindest bei der Ende 2008 und Anfang 2009 sowohl bei Quotenmeter als auch bei der Profiseite DWDL.de stattgefundenen exzessiven Berichterstattung über die schlechten Big-Brother-Quoten konnte ich keinen qualitativen Unterschied zwischen beiden Seiten erkennen. Das betrifft die Quotenmeldungen aber allgemein. DWDL bietet darüber hinaus professionellen Journalismus und Quotenmeter Fan-Atmosphäre. Beide haben also ihren Platz. Wollen Medienmacher wissen, was den Fans gefällt schauen sie sicher eher auf Quotenmeter als auf DWDL.

Warum sich Niggemeier nun vor allem auch zu der Formulierung ”Quotenmeter” ist eine Seite, die erstaunlich viele Medienmenschen mit einem professionellen Branchendienst verwechseln“ hinreissen lässt und ganz besonders auch Quotenmeter-Chef Fabian Riedner als „einschlägig bekannt“ bezeichnet (und damit gefühlt in die Nähe eines Verbrechers rückt), verstehe ich nicht. Niggemeier spielt als TV-Kritiker und Fernsehjournalist in einer ganz anderen Liga und zeigt dann plötzlich auf eine kleine Fanseite, die junge Leute mit Engagement betreiben (und dabei selbstverständlich auch Fehler machen) und stellt diese damit blos. Ich finde, dass ist ganz schlechter Stil.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Stefan Niggemeier nicht mehr nur auf Medienprofis, sondern zunehmend auch auf junge Leute losgeht, die auch „was mit Medien“ machen. Vor einiger Zeit zerrte Niggemeier eine junge RTL-Journalistin in die Öffentlichkeit und empfahl ihr einen anderen Beruf, weil sie bei der Berichterstattung über den Amoklauf in Winneden völlig überfordert war.