Davon, dass Twitter existiert weiß ich vermutlich schon seit etwa 1,5 Jahren. Damals tauchten auf Blogs diese kleinen Kästen auf, in denen die Twitter-Nachrichten gestreamt wurden. Meine erste Reaktion war: „Ah, da kann man also sagen, was man grad macht. Brauch ich nicht.“ Bis vor kurzem hielt ich Twitter, dass inzwischen immer populärer wurde, folglich für einen nervigen Hype, für Blödsinn, etwa so, wie Chris das im April 2008 mal über Twitter schrieb.
Dann bin ich irgendwann mal auf dieses Interview mit Nicole Simon, der deutschen Twitter-Expertin, gestoßen. Auch dort habe ich meinem Unmut über den verklärten Hype Luft gemacht, hatte aber plötzlich Interesse es doch selbst mal auszuprobieren. Schließlich kann man nicht in jedem Fall über etwas meckern, dass man nicht kennt. Also habe ich mich angemeldet und es ausprobiert. Als erstes suchte ich mir einen erfolgreichen Twitterer (ich glaube den Knüwer, weil es da mal ne Diskussion über den „neuen Journalismus“ gab und der ja auch so auf solche Tools schwört) und bin dann auf viele andere gestoßen deren Following-Listen ich mir angeschaut habe und einigen selbst gefollowed bin.
Tatsächlich werden über Twitter quasi in Echtzeit eine ganze Menge Nachrichten übertragen, je nach dem, wem man folgt, mehr oder weniger relevante, aktuelle, wichtige und unwichtige. Der Clou: sie kommen von Leuten, von denen man glaubt, dass sie informierter sind als man selbst und schnell erkennen, was wichtig ist, und was nicht (Nicole Simon würde sage: Multiplikatoren). Tatsächlich so scheint es mir, könnte das ganze für den kritischen Follower schnell eine gegensätzliche Erkenntnis bringen: Was da als das neuste, must-read usw. angepriesen wird, ist oft schon veraltet, impulsiv ausgewählt, irrelevant oder banal. Soweit ein erster Eindruck, der noch nicht auf gesicherten Füßen steht.
Unterhaltsam ist es aber, insbesondere dann, wenn man es als ein lustiges Many-to-one-Chat-Tool sieht, bei dem ich erfahre, was Person A grad auf der Autobahn erlebt hat, Person B zu abend isst und worüber sich Person C grade so aufregt. Das bringt die Leute näher zusammen auf eine ironische Weise (ist es doch eine minimale Form von Kommunikation). Aber es ist nur eine oberflächliche Nutzung. Twitter könnte, glaubt man manchen, viel mehr sein. Es laufen auf den Blogs auch täglich neue Meinungen und Einschätzungen ein. Mike Schnoor hat grad zum Verhältnis von Twitter und Weblogs geschrieben, und Robert Basic folgt am liebsten dem Just Do It!-Prinzip: einfach twittern und keine Regeln dafür aufstellen!
Wer noch gar nicht weiß, was Twitter ist, der kann etwa diesen Artikel im Abendblatt lesen, über den Turbokanal namens Twitter. Online-Journalismus-Beobachter Thomas Mrazek teilt seine gesammelten Lesezeichen zu Twitter. Das kann auch ein guter Einstieg sein, wenn man sich mehr mit dem Thema beschäftigen will.
So und ich frage mich, wie sinnvoll es wäre, jetzt einen Tweet zu schreiben, in dem ich darauf hinweise, dass ich im Blog gerade geschrieben habe, dass ich jetzt auch Twitter habe. So abwegig ist das nämlich nicht, aber ich lasse es mal. Mein Account ist übrigens unter twitter.com/TVundso zu finden, oder rechts in der Seitenleiste, wo auch meine Tweets einlaufen.
6 Kommentare
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Februar 17, 2009 um 17:02
Ulrike Langer
Na, dann folge ich Dir doch gleich mal 🙂
Februar 17, 2009 um 17:09
tvundso
Und zurück 🙂
Wollte ich aber auch so machen. Entsprechend Deinem Kommentar drüben in der Diskussion auf Deinem Blog:
„Folgst Du Leuten, die Interessantes mitzuteilen haben, dann ist Twitter die größte Fundgrube an schnell verfügbaren und relevanten Informationen, die man sich überhaupt vorstellen kann.“
hoffe ich jetzt mal in Deiner Following-Liste noch ein paar Accounts zu finden, die diesen Anspruch erfüllen.
Februar 22, 2009 um 00:30
Xander
Ich hab da ja mal so gar keinen Plan von. Bekommt man die Nachrichten dann auf Handy oder per Mail oder muss man sich bei Twitter einloggen?
Februar 22, 2009 um 00:45
tvundso
Die Nachrichten kann man auf viele verschiedene Weisen abrufen. Am einfachsten ist es über die Webseite. Handy geht auch, sowohl als SMS als natürlich auch bei Internetfähigen Handies wieder direkt übers Internet.
Die meisten Leute nutzen einen Twitter-Client, also sowas wie einen Messenger speziell für Twitter.
Du kannst Twitter natürlich als Widget (insbesondere bei OSX) in Dein System einbinden oder auf einer personalisierten Google-Seite (iGoogle) einbinden.
Wenn Dich bestimmte Twitter-Nutzer besonders interessieren, kannst Du ihre Nachrichten auch zum Beispiel per RSS abrufen.
Es ist also praktisch alles möglich. Am besten Du benutzt erstmal die Website, registrierst Dich und fügst die ersten leute hinzu, die findest Du dann einfach in den anderen Profilen.
Wichtig ist, dass Du einen guten Startpunkt wählst, also einen Twitterer der ähnliche Interessen hat wie Du.
Februar 22, 2009 um 10:54
Xander
Mir geht’s momentan noch so wie dir zu Beginn:
„“Ah, da kann man also sagen, was man grad macht. Brauch ich nicht.” Bis vor kurzem hielt ich Twitter, dass inzwischen immer populärer wurde, folglich für einen nervigen Hype, für Blödsinn“
Und mittlerweile haben alle Blogs, die ich mehr oder weniger regelmäßig besuche, dieses sogenannte „Twitter“ – und scheinbar alle innerhalb der letzten Wochen, als wenn sie sich abgesprochen hätten. Hm, vielleicht teste ich das auch mal…
Februar 22, 2009 um 16:27
tvundso
Ja, dass es innerhalb der letzten Wochen so einen Anschub bekommen hat liegt vermutlich an der Sache mit der Notlandung des Flugzeugs im Hudsons (wo ein Twitterer das schneller als die Agenturen meldete) und das Demi Moores Mann da auch mit rumspielt.
Man wird jedenfalls sehr schnell auf Sachen aufmerksam, die man vielleicht sonst verpasst oder erst später sieht und außerdem ist es ja auch ein bisschen wie Big Brother, also unterhaltsam.