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It's Not Me, It's You, Lily Allen

It's Not Me, It's You, Lily Allen

Ich hab ja ohnehin eine Vorliebe für Popmusik, insbesondere wenn sie von Frauen, möglicherweise auch noch Britinnen kommt. Lily Allens zweites Album „It’s Not Me, It’s You“ habe ich erst jetzt für mich entdeckt. Und seitdem läuft es rauf und runter. Das wunderbar charmante, tanzbare und freche Stück mit dem vermeintlich unschuldigen Hauch gefällt schon beim ersten Hören mit elektronisch angehauchten Melodien, unverkennbarer Stimme und subtil-schnoddrigen Texten.

„‚It’s not me, it’s you‘ ist das Album, an dem sich Madonna seit einigen Jahren vergeblich versucht und das auch Kylie Minogue nach ‚X‘-Zeiten einen Schwung Zellulitis in ihren 40-jährigen Knackarsch bügelt,“ schreibt Stefan Müller von Plattentests.de. Und nicht nur die beiden Pop-Gigantinnen lässt Lily Allen locker mit ihrem Sound hinter sich. Auch Amy Winehouse und Duffy sehen gegen die 23-Jährige in Sachen Credibility und Lässigkeit plötzlich ziemlich alt aus. Man kann allerdings nicht sagen, dass Lily Allen mit „It’s Not Me, It’s You“ das Poprad neu erfunden hat, der Song „Who’d Have Known“ ist eine ziemliche Kopie von Take That’s „Shine“, und auch so mancher andere Tune kommt bekannt vor, allerdings: sie macht halt alles richtig.

Inhaltlich geht’s mehr oder weniger um Themen, die man von einem Popfräulein, dass zuletzt eher mit Partyexzessen, Sexleben und Drogenmissbrauch aufgefallen ist, erwartet: Drogen, Beziehungen, Sex und Leute, die nerven. Allerdings kommen die Songs so nett und unschuldig daher, dass man ihr das eigentlich nicht weiter verübeln kann. In „Not Fair“ rechnet sie mit schlechten Liebhabern ab. Jener Liebhaber ist zwar ein wirklich netter, fürsorglicher Typ, aber im Bett versagt er: „It’s not fair/And I think you’re really men/I think you’re really mean/You’re supposed to care/But you never make me scream/You never make me scream“. Das ist genauso eindeutig gemeint, wies da doppeldeutig steht. Und besser noch: „Oh I lie here in the wet patch in the middle of the bed, I’m feeling pretty damn hard done by, I’ve spent ages giving head“.

„Fuck You“ ist eine absolut reizende Kriegserklärung an die Arschlöcher (genauer hier: Rassisten) dieser Welt. Kann man sich so vorstellen, als würde das die quietischige Poppy aus „Happy Go Lucky“ all den Miesepetern vorsingen. Wobei Lily Allen wenig zimperlich im Umgang mit Wichsern ist und hier auch ganz besonders politische Dumpfbacken anspricht.. Das hochgepitschte „Fuck You“ klingt dabei jedenfalls mal wieder äußerst charmant. Der Song könnte auch prima jede Demo der „Front Deutscher Äpfel“ aufpeppen.

Gar nicht gefällt mir hingegen das Stück „22“, das vom Älterwerden und der Banalität des Lebens handelt. „She’s got an alright job/but it’s not a career/Whenever she thinks about it/It brings her to tears/Cause all she wants is a boyfriend/She gets One Night Stands“. Hier verliert die Platte etwas von ihrer Authentizität. Mir wird vor allem nicht klar, warum Lily Allen über Menschen singt, die nichts mit ihr zu tun haben, um Allerweltsweisheiten zu verbreiten. Am stärksten ist sie, wenn sie von sich selbst singt, den Dingen, die sie betreffen.

Der Dauerbrenner für faule Wochenende und eine banale aber wunderschöne Liebeserklärung ans Nichtstun und einfach zusammen sein ist schließlich „Chinese“: „I don’t want anything more/than to see your face when you open the door/You make me beans on toast and a nice cup of tea/Then we’ll get a chinese and watch TV/Tomorrow we take the dog for a walk in the afternoon/and maybe we’ll talk/I’ll be exhausted, so I probably sleep/then we’ll get a chinese and watch TV“. Erinnert mich an meine zweite große Liebe. Und wenn man bedenkt, das Lily Allen alles andere als eine Frau ist, die einen Beschützer braucht, diese Zeilen aber singt wie gezähmtes Raubtier, dann kann man auch gar nicht anders als sie mögen.

„It’s Not Me, It’s You“ ist vermutlich der heißeste Kandidat für das wichtigste unwichtige Popalbum des Jahres. Anhören!

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