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Wann immer es bei Anne Will um die sicher unumstrittenen Verbrechen der Roten Armee Fraktion geht und die Opferfraktion sich mal wieder beklagen darf, dass ihnen niemand Aufmerksamkeit schenkt, steht der Rechtsstaat erstmal nichtmehr zur Debatte.

Nach dem großartigen Film „Moagdischu“, der die Entführung der Landshut nachzeichnet, hat Anne Will wieder einmal Leute eingeladen, die ihren Frust darüber loswerden dürfen, dass jeder Mensch im deutschen Rechtsstaat eine zweite Chance bekommt. So ist es Jürgen Vietor, dem Co-Piloten der entführten Landshut ein Bedürfnis klarzustellen, dass für ihn die Todesstrafe nur deswegen nicht in Frage kommt, weil es viel schöner sei, den Täter damit zu bestrafen, dass er wirklich bis ans Ende seiner Tage hinter Gittern hockt:

„Todesstrafe ist human. Da machts einmal Peng und dann ist die Sache erledigt.“

Vietor hat sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben, um gegen die Freilassung des RAF-Terroristen Christian Klar zu protestieren.

Mit der Entführung des Landshut sollte die Freilassung von in Deutschland inhaftierten Mitgliedern der RAF erpresst werden. Das Scheitern dieses Vorhabens durch die erfolgreiche Erstürmung der Maschine durch die GSG9 führte zum Selbstmord einiger RAF-Mitglieder im Gefängnis Stammheim und zur Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanss Martin Schleyer.

Das ehemalige RAF-Mitglied Christian Klar wird im Januar 2009 wie jeder andere Schwerverbrecher, Mörder oder Vergewaltiger nach Verbüßung seiner Haftstrafe nach 26 Jahren aus der Haft entlassen. Aufgrund der politischen Brisanz des Thema und des Engagements der RAF-Opfer und wiederum deren Angehörigen kam es nie zu einer Begnadigung von Klar. Unabhängig von Reue oder der politischen Einstellung bekommt jeder noch so schwere Verbrecher die Möglichkeit in die Gesellschaft zurückzukehren, wenn er keine Bedrohung mehr für sie darstellt.

Der Protest und die kruden Todesstrafe-Diskussionen, die die irgendwie vom RAF-Terror Betroffenen medienwirksam immer wieder inszenieren stellt rechtsstaatliche Grundsätze und dem auf Schutz der Bevölkerung und Resozialisierung ausgerichteten Strafvollzugs gefährlich in Frage. Wenn sich das Opfer bzw. deren Angehörige eine Strafe so auch den Tod für den Täter wünscht, mag das absolut nachvollziehbar sein. Dafür kann man viel Verständnis haben. Sobald sie in der Öffentlichkeit stehen und an politischen Diskussionen teilnehmen, vor allem im Falle von Jürgen Vietor ist es gefährlich, dumm und populistisch, seine eigenen Rachegelüste nicht im Griff zu haben. In dem Falle wäre der Sessel beim Psychiater sicher empfehlenswerter als der bei Anne Will.

Update: Malte bei spreeblick hat sich noch ausführlichere Gedanken gemacht. Nicht zu vergessen die Dikussion beim Anne Will-Blog selbst.

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