Bei der Verteilung der Marktanteile im Monat Juni, die der Mediendienst DWDL heute präsentiert hat, erweisen sich die großen TV-Sender als die großen Verlierer. Vom schwächeren Programm der Platzhirsche profitieren vor allem die kleineren Sender, die für ihre Verhältnisse kräftig zulegen konnten.
Sowohl Vox (7,5 +0,4), RTL II (6,9 + 0,6) als auch kabel 1 (6,5 + 0,1) konnten in der Zielgruppe im Monat Juni die Marktanteile steigern. Bei dem Wert von kabel 1 handelt es sich sogar um den besten Monatswert den der kleine ProSiebenSat.1-Bruder jemals erreicht hat. Ähnlich wie im vergangenen Jahr bescherten RTL II die inzwischen soliden Quoten des Dauerbrenners Big Brother ein gutes Ergebnis. Bei Vox handelt es sich nach dem schwächeren Mai um eine Erholung der Quoten. Das ZDF profitiert von der U21-Fußball-EM und legt im Juni einen ganz Prozentpunkt zu, und landet damit ausnahmsweise mal nicht auf einem Allzeittief bei den jungen Zuschauern im Alter von 14 bis 49 Jahren. Die einst erfolgreiche Samstagabendshow „Wetten, Dass…?“ verbucht ebenfalls keinen neuen Negativrekord und landet mit ihrer Mallorca-Ausgabe auf Platz 5 der meistgesehen Sendungen bei den jungen Zuschauern.
Richtig mies sieht es hingegen bei der ARD aus, der Mainzer Sender Das Erste kam mit nur noch 6,1 Prozent Marktanteil bei den jungen Zuschauern auf den schlechtesten Wert seiner Geschichte. Mit der Programmierung von Hollywood-Hits mitten in der Nacht machte der Rentersender vor kurzem noch negativ auf sich aufmerksam. Ich gehe also davon aus, dass der Verlust junger Zuschauer bei der ARD gewollt ist und der Negativ-Wert als Erfolg verbucht wird. 😉
RTL bleibt wie zu erwarten weiterhin Marktführer, verliert aber 0,9 Prozentpunkte und kommt damit auf 15,6 Prozent Marktanteil in er Zielgruppe. ProSieben ist mit 1,2 Prozentpunkten Verlust in der Zielgruppe gar der größte Verlierer (11,4). Beiden Sender fehlen Erfolgsformate wie Top Model oder DSDS, die Sommerersatzshows für die Primetime floppten allesamt. Da RTL auch für die kommende Hauptsaison Quotenhits wie das Dschungelcamp aus dem Programm gestrichen hat, muss man davon ausgehen, dass RTL mit Billigproduktionen der aktuellen Werbekrise ein solides Nullwachstum entgegenstellt.
Unterm Strich können wir aus den Zahlen vielleicht herauslesen, dass das TV-Programm nicht nur im Sommer, sondern auch im kommenden Herbst schlechter werden wird. RTL riskiert erstmal nichts kostspieliges und verlässt sich auf die Quotengaranten DSDS und Supertalent, die ARD und das ZDF wollen kein Programm für junge Zuschauer machen (und wenn sies versuchen, machen sie sich so wie bei „Ich kann Kanzler“ lächerlich). Grund zur Sorge ist das nicht, so bleibt mehr Zeit für DVDs und ausländische TV-Hits aus dem Internet.
6 Kommentare
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Juli 1, 2009 um 15:16
Meenzer
Sehr interessant! Nur warum über die ARD als „Mainzer Sender“ berichtet wird, ist vielleicht noch einmal überdenkenswert. 😉
Juli 1, 2009 um 15:30
tvundso
Du hast Recht, da habe ich einen Fehler gemacht, Das Erste ist in Frankfurt, das ZDF in Mainz 😉
Juli 1, 2009 um 16:22
Sascha
„Unterm Strich können wir aus den Zahlen vielleicht herauslesen, dass das TV-Programm nicht nur im Sommer, sondern auch im kommenden Herbst schlechter werden wird.“
Ich hab ja bisher eh nur sporadisch mal den Fernseher eingeschaltet, aber seit einigen Monaten bekomme ich dabei nur noch Kopfschmerzen.
„Grund zur Sorge ist das nicht, so bleibt mehr Zeit für DVDs und ausländische TV-Hits aus dem Internet.“
So sieht’s aus.
Juli 2, 2009 um 21:44
Querine
Ich nehme mal einen interessanten Satz, den ich hier in der Rubrik „Über“ gefunden habe, zum Ausgangspunkt:
“ Der Zuschauer verdient nur das Beste, auch wenn er noch gar nicht weiß, was das ist (nach Erich Fromm). “
Tatsächlich weiß kaum jemand, dass es schon lange möglich wäre, ein neues TV-Format in unzähligen Varianten zu realisieren, sogar als Live-Sendungen, und in allen Sendern.
Das eigentliche Thema ist zwar – von der Überschrift her gesehen – ein anderes, aber Fernsehsendungen in neuen TV-Formaten wären dabei ein zentrales Element. Nur kann man eben von etwas Komplexerem nicht alles in die Überschrift einbeziehen.
Was es damit auf sich hat, und warum so gut wie keiner was davon weiß, obwohl es sowohl in der Politik als auch in den Medien bekannt ist?
– es ist keine Spinnerei, keine bloße Theorie, keine Werbung, sondern real, und würde alsbald realisiert, wenn es bekannt würde, denn man kann niemandem erklären, dass das nicht nur nicht umgesetzt, sondern regelrecht verhindert wird –
Also klickt auf den Link und habt Geduld beim Lesen, es lohnt sich:
http://work-local-for-global.blogspot.com/
Juli 7, 2009 um 09:41
Teddy
Punkt 1: Der Trend geht weiter in Richtung Stärkung Nischenfernsehen. Das ist der allgemeinen Spezialisierung/Individualisierung in der Gesellschaft geschuldet.
Punkt 2: Sollte mein Fernseher in den nächsten Monaten seinen ohnehin schon schwächelnden Geist aufgeben, wird es wahrscheinlich keinen Nachfolger für ihn geben.
Punkt 3: Zum Glück gibt es die so genannten Neuen Medien. Also wird wohl mein Zeitkontingent für den PC weiter ausgebaut.
Und Gute Nacht!
Juli 7, 2009 um 14:05
tvundso
Ja, mehr TV am PC schauen kann aus qualitativer Sicht nicht schaden, es sei denn Du meinst, dass Du dann gar kein Fernsehen mehr schauen willst.