Schmetterling und Taucherglocke

Schmetterling und Taucherglocke

Als ich den Film „Schmetterling und Taucherglocke“ zum ersten Mal gesehen habe, fühlte ich mich anfangs an „Johnny zieht in den Krieg“ („Johnny got his Gun“) erinnert. In diesem Anti-Kriegsdrama liegt der junge Soldat Johnny im Krankenbett, Arme und Beine im Krieg verloren, stumm, taub und blind, im Prinzip mit sich und seinen Gedanken eingesperrt.

Ein ähnliches, aber echtes Schicksal erfuhr Jean-Dominique Bauby, der Chefredakteur der „Elle“: nach einem Hirnschlag ist Bauby gelähmt, kann aber im Gegensatz zum fiktiven Johnny noch sehen und hören. Nur mit dem Blinzeln eines Augenliedes diktierte er innerhalb von 14 Monaten seine Autobiographie. Anhand von Zustimmung zu Buchstaben und Worten, die beharrlich vorgelesen werden mittels einmal oder zweimal blinzeln. „Schmetterling und Taucherglocke“ erzählt seine Geschichte. In Rückblenden/Träumen wird das ausufernde, luxuriöse, aber oberflächliche Leben des Journalisten erzählt, im Jetzt ist es das langsame Aufkeimen von Hoffnung und Freude, einem Blick für scheinbar vorher unwichtige Details, die Bauby entdeckt, die ihm die Schönheit des Lebens zeigen.

Auch Soldat Johnny kann sich über das Bewegen des Kopfes zum Morsealphabet verständlich machen (eine Krankenschwester selbst morst auf seiner Brust, da er noch fühlen kann) – im Gegensatz zu seinem Schicksal, das ihn letztlich nur noch den Tod wünschen lässt, gewinnt Bauby aber eben Hoffnung und Lebenfreude zurück.

Im Gegensatz zum verstörenden und düsterem „Johnny zieht in den Krieg“ hat Regisseur Julian Schnabel mit „Schmetterling und Taucherglocke“ einen optisch wunderbaren, hoffnungsvollen und ruhigen Film vorgelegt. Das Werk glänz dabei nicht nur durch Abwesenheit von Kitsch und Sentimentalität, sondern vor allem durch starke, einnehmende Bilder, sowie hervorragende schauspielerische Leistungen. Dabei ist Schnabels Film, obgleich er sich auch künstlerischer Mittel bedient, aber kein anstrengendes, schwieriges Arthouse Werk. Es ist ein Film, in den man einfach so reinfällt und der einen keine Minute unbeeindruckt lässt.

„Schmetterling und Taucherglock“ gewann zwei Preise in Cannes, zwei Golden Globes und war für vier Oscars nominiert.

Schmetterling und Taucherglocke, Originatitel: Le scaphandre et le papillion; Frankreich/USA 2007; seit Oktober 2008 auf DVD erhältlich; IMDB, Film-Trailer bei Youtube